Trambahn Stansstad – Stans (StSt)

Bericht von Christoph Berger, Stans / Zusammengestellt durch H.R. Lüthy-Pavan Gestaltung von Martin Ortner

Daten

Betriebseröffnung: 26. August 1893
Betriebslänge: 3470 m
Spurweite: 1000 mm
Stromart: 550 Volt Gleichstrom
Grösste Neigung: 10 ‰
Kleinster Radius: 50 m
Betriebseinstellung: 30. September 1903

Da die Unternehmer Bucher & Durrer die „Stanserhornbahn“ nicht wie geplant von Alpnachstad aus, sondern von Stans aus auf das Stanserhorn bauen wollten, war ein neues leistungsfähiges Transportmittel zwischen Stansstad und Stans notwendig geworden. Die Touristen, welche auf das Stanserhorn wollten, trafen damals noch mit dem Schiff in Stansstad ein. Am 20. Oktober 1891 wurde das Konzessionsgesuch einer elektrischen Bahn Stansstad-Stans eingereicht, da sich das Projekt einer Bahn nach Engelberg noch nicht im Baustadium befand. Es wurde jedoch ein auf 1895 befristetes Rückkaufsrecht für die Engelbergbahn eingebaut. Der Bundesrat genehmigte mit Datum vom 24. Juli 1892 die Konzession für den Bau und Betrieb der Strassenbahn. Es war schon eine Besonderheit, galt es doch hier die erst vierte elektrische Bahn der Schweiz zu verwirklichen.
Motorwagen Ce ½ Nummer 1 in der Endstation Stans. Foto: VHS-Archiv
Die in die Ebene verlegte Tramlinie wies kaum Steigungen auf, somit waren Kunstbauten wie Brücken und Tunnels nicht notwendig. Ausser dem Depot waren keine weiteren Gebäude zu errichten. Den Strom lieferte das für die Bürgenstockbahn erbaute Kraftwerk bei Buochs. Die Bausumme belief sich auf rund Franken 238‘400.--. Die Finanzierung der Bahn erfolgte durch die einheimische Bevölkerung durch die Zeichnung von Aktien.
Ursprünglich hätte die Gemeinde Stans das Projekt finanzieren sollen, was diese jedoch verweigerte. Am 28. März 1893 konnte sich die „ Gesellschaft der Elektrischen Strassenbahn Stansstad-Stans (St.St.)“ konstituieren. Der öffentlich aufgelegte Plan der projektierten Bahn stiess jedoch auf harten Widerstand. Es kamen von mehreren Seiten Einsprüche gegen das Bauvorhaben. Die Landbesitzer wollten ihr Land nicht für die Strassenbahn opfern. Zahlreiche Grundbesitzer wurden deshalb enteignet. Grosse Schwierigkeiten bereiteten auch Nussbäume, welche in grosser Zahl gefällt werden mussten. Der erste Plan sah zudem vor, den Dorfplatz von Stansstad mittels eines Damms zu überqueren, welcher die Kapelle an der rechten Seite streifte. Wegen des Abbruchs einer Treppe und dem Verlegen eines „Abtritts“ wurden die technischen Schwierigkeiten als zu gross eingestuft.
Die Verhandlungen für die verschiedenen Bauprojekte dauerten bis in den April 1893. Die zur Verfügung stehende Bauzeit verkürzte sich, was sich auf die Quallität der geleisteten Arbeit niederschlug. Der im Mai begonnene Gleisbau war bis Ende Juli nahezu fertig, sodass die Bahn am 26. August 1893 eröffnet werden konnte.

Anhängewagen Bauart SIG (1893). Foto: VHS-Archiv
Am 7. August waren die Wagen der Strassenbahn erstmals durch das Dorf gerollt, vorerst noch für Materialtransporte der Strassenbahn und der Stanserhornbahn. Die Schweizerische Industriegesellschaft Neuhausen (SIG) baute die ersten elektrischen Motorwagen rein schweizerischer Konstruktion, BCe ½ Nrn. 1 – 3 (12 3. Kl./6 2. Kl. Sitzplätze), 2 Anhängewagen B 2 Nrn. 11 u. 12, ebenfalls von SIG (18 Sitzplätze 2. Kl.) sowie zwei Güterwagen.

Tram bei der Endstation Post in Stans  
Foto: VHS-Archiv

Die Stansstad-Engelberg-Bahn (StEB) hatte das Rückkaufsrecht für die St.St. bis 1895 zum Preis der Baukosten. Die St.St. hätte, wie ursprünglich vorgesehen, bis nach Engelberg verlängert werden sollen. Das Datum des Rückkaufsrechts verstrich jedoch ungenutzt. Die StEB unternahm verschiedene Versuche, die Strassenbahn trotzdem zu erwerben. Das Interesse der StEB nahm jedoch ab, da Fahrzeuge mit einer Breite von mehr als zwei Meter auf der Strassenbahn nicht gestattet wurden.

Da keine Einigung zwischen St.St. und StEB zustande kam, erhielt die Stansstad-Engelberg-Bahn schliesslich die Bewilligung für den Neubau der zweiten Strecke Stansstad-Stans. Der Bau erfolgte relativ rasch, schon am 5. Oktober 1898 nahm die neue Bahnunternehmung ihren Betrieb auf. Sie warb mittels Fahrgelegenheiten und billigen Tarifen im Personen- und Güterverkehr um die Gunst der Bevölkerung. Am 11. August 1899 musste das Strassenbahn-Unternehmen StSt seine Insolvenz erklären. Der Bahnbetrieb wurde aber trotzdem weitergeführt. Es folgte die erste Versteigerung, bei der J. Durrer aus Kägiswil als einziger erschien. Auf seinen niedrigen Betrag, den er bot, trat niemand ein. Bei einer zweiten Versteigerung, bei der F.J. Bucher, J. Durrer (ehemalige Initianten) und Herr Cattani der Engelbergerbahn zusammentrafen, wurde die Elektrische Strassenbahn Stansstad-Stans F.J. Bucher zugeschlagen, welcher im Interesse der Bevölkerung den Trambetrieb noch weiterführte. Weil keine Zusammenarbeit zwischen St.St. und StEB in Sicht war, blieb ein wirtschaftlicher Erfolg infolge der Konkurrenzsituation aus. Schliesslich wurde der Strassenbahnbetrieb am 30. September 1903 gänzlich eingestellt und die Bahn abgebaut. Ein Motorwagen (BCe ½ Nr. 1) und ein Sommerwagen kamen nach Luzern. Dort wurde der elektrische Teil des Motorwagens entfernt und bis zur Verschrottung 1944 ebenfalls als Sommerbeiwagen bei den Verkehrsbetrieben Luzern eingesetzt. Die kleine und kurze Trambahn mit den ersten elektrischen Motorwagen aus rein schweizerischer Konstruktion war etwas Besonderes, denn sie war auch die „erste Bahn der Schweiz“, welche nach nur so kurzer Zeit wieder eingestellt werden musste.
Quellen

•  Eisenbahn-Amateur 09/1995
•  VHS/Slg. SVEA Bilder

Bericht von Christoph Berger, Stans / Zusammengestellt durch H.R. Lüthy-Pavan
Gestaltung: Martin Ortner
April 2010