Die Strassenbahn der Stadt Elbing (Elblag) |
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Berichterstattung: Josef Trzionka, Gestaltung: Martin Ortner |
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Die Stadt Elbing (polnisch: Elblag) errichtete im ausgehenden 19. Jahrhundert ein elektrisch betriebenes Strassenbahnnetz. Dazu erteilte die Stadt 1892 dem Ingenieur Georg von Kreyfeld eine Konzession für den Bau- und Betrieb einer elektrischen Strassenbahn, welche er im Dezember 1894 an die „Unions-Elektrizitäts-Gesellschaft“ in Berlin verkaufte. Diese musste sich verpflichten bis 1944 fünf Linien zu errichten und auf ihr eigenes Risiko zu betreiben. Anschließend sollte die Betriebsführung an die Stadt Elbing übergehen. |
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Der Bau der Bahn erfolgte in mehreren Etappen, wobei die erste Strecke vom Staatsbahnhof über die Innenstadt zum Alten Markt führte. Die feierliche Eröffnung fand am 22. November 1895 statt. Der planmäßige Verkehr startete am 23. November 1895. Die Strecke war eingleisig ausgeführt. Fixe Haltestellen wurden erst 1913 eingeführt, denn man hielt vorerst auf Wunsch der Fahrgäste. Der Traktionsstrom wurde mit zwei Dampfmaschinen im eigenen Elektrizitätswerk erzeugt. Durch den großen Erfolg konnte bereits 1896 der Betrieb bis zur Sternstraße ausgeweitet werden. Da sich die Berliner Unions-Elektrizitäts-Gesellschaft von ihren Verpflichtungen der Stadt Elbing gegenüber loslösen wollte, übernahm 1897 die Gesellschaft „Elbinger Strassenbahn G.m.b.H.“ die Rechte und Pflichten aus den Konzessionsverträgen. Diese konnte bereits im Mai 1897 ihre erste neue Linie vom Alten Markt nach Vogelsang eröffnen. Somit wuchs das Liniennetz auf 10 km an. |
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Triebwagen 5 fährt 1905 in der Königsbergstrasse beim königlichen Gynasium vorbei. |
Auf der Linie 2 erreicht Triebwagen 1 den Alten Markt. Der Turm im Hintergrund ist das Markttor. |
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Um den Betrieb auf der neuen Linie zu ermöglichen, war die Beschaffung von sechs Triebwagen notwendig, wobei man die Motorleistung im Vergleich zur Vorgängertype erhöhte. Die zweite Linie wurde im gleichen Jahr zum Bahnhof verlängert, um deren Fahrgastaufkommen zu verbessern. In den nächsten Jahren zeigte sich jedoch, dass der Betrieb der Strecke nach Vogelsang unrentabel war. Ins Naherholungsgebiet fuhr man vorzugsweise nur an Wochenenden oder an sonstigen arbeitsfreien Tagen. Die Züge zeigten deshalb unter der Woche keine Auslastung. Da das Geld fehlte, konnten notwendige Investitionen in das Streckennetz nicht getätigt werden und die Fahrgastzahlen sanken. Diese Situation verbesserte auch sich dann nicht, als Kaiser Wilhelm II. bei seinem Besuch 1916 in Elbing mit der Strassenbahn fuhr. |
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Im Jahr 1914 quert Triebwagen 4 den Friedrich-Wilhelm-Platz. |
Triebwagen 15 passiert gerade das Gymnasium in der Königsbergstrasse. |
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Ein Triebwagen der ersten Generation befährt den Holländer Chaussee. Die Kirche im Hintergrund ist die Kirche zu den Heiligen-Drei-Königen. |
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Da die wirtschaftliche Lage nach dem Ersten Weltkrieg für das Personal der Strassenbahn immer schlimmer wurde, kam es 1922 zu einem Streik des Fahrpersonals. Die Betreibergesellschaft verkaufte deshalb die Strassenbahn an die Stadt Elbing am 1. Juli 1922, welche diese in die Stadtwerke eingegliederte. Durch diese Übernahme konnten wichtige Erneuerungen an Strecke und Fuhrpark in Angriff genommen werden. Das Investitionsvolumen betrug über 1 Million Reichsmark und umfasste die Generalüberholung der alten sowie die Beschaffung von 26 geschlossenen Wagen der Wagonfabrik Steinfurt in Königsberg. Um mit den modernen Wagen fahren zu können, musste der gesamte Unterbau erneuert werden. Gleichzeitig ersetzte man die alten Holzmasten der Oberleitung durch Masten aus Schleuderbeton und baute stark frequentierte Streckenabschnitte zweigleisig aus. Um den Fahrkomfort zu erhöhen, wurden die Schienenstöße mit Thermit verschweißt. |
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Triebwagen 23 rückt aus der Remise aus. Das Gebäude hinter den Zug ist der Sitz der Städtischen Elektrizitäts-Verwaltung. |
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Ein Zug der Linie 1 fährt auf seinem Weg zum Staatsbahnhof um 1920 durch das Markttor. |
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Im April 1927 wurde das Liniennetz neu aufgeteilt. Die Linie 2 verkehrte nun von der Pädagogischen Akademie bis zur Alten Welt, während die Linie 3 ab 1928 von der Haltestelle „Am Elbing“ bis nach Sanssouci verkehrte. Dies entsprach einer Netzlänge von 15,6 km, wobei nur 1,6 km zweigleisig ausgebaut waren. Die Erneuerung machte auch vor der Stromversorgung nicht Halt, denn es konnte am 2. April 1925 eine neue Gleichrichteranlage in Betrieb genommen werden. Um die neuen Wagen geschützt hinterstellen zu können, nahm man eine neue Wagenhalle (welche auch Werkstätten sowie Lagerräume beinhaltete) mit einem Fassungsvermögen für 50 Wagen in der Ziserstraße in Betrieb. 1928 beförderten 150 Bedienstete mit 46 Wagen über 3,7 Millionen Fahrgäste. Der Betrieb konnte jedoch nur Dank der Zuschüsse der Stadt ausgeglichen bilanzieren. 1930 änderte man erneut die Linienbezeichnungen. Die Linie 1 fuhr nun vom Staatsbahnhof bis Vogelsang und der unrentable Abschnitt vom Dampferanleger zum Friedrich-Wilhelm-Platz der Linie 3 wurde eingestellt. Diese Maßnahme führte letztlich dazu, dass das Unternehmen ab 1935 gewinnbringend arbeitete und die Fahrgastzahlen auf 12 Millionen stiegen. |
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Gleisplan der Elbinger Strassenbahn um 1928. |
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Ein Zug der Linie 1, gebildet aus Wagen der Type Steinfurt, quert 1935 den Platz "Am Holländer Tor" |
Triebwagen 36 quert den Friedrich-Wilhelm-Platz. Im Hintergrund erkennt man die Bürger-Ressource sowie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal . |
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Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche männliche Bedienstete zum Kriegsdienst eingezogen. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, mussten Frauen als Wagenführer und Schaffner eingesetzt bzw. bereits pensioniertes Personal reaktiviert werden. Trotz des Krieges und den damit verbundenen Erschwernissen stiegen die Fahrgastzahlen im Jahr 1944 auf 34 Millionen an. Dies war nur möglich, da man den verbleibenden Fuhrpark (24 Trieb- und 8 Beiwagen) durch den Kauf gebrauchter Wagen aufstocken konnte: drei Triebwagen aus Hamburg (1940), sechs Triebwagen aus Heilbronn (1941) und je drei Triebwagen aus Pirmasens und Remscheid (1942). Da man von diesen Triebwagen jedoch neun in Beiwagen umbaute, stieg der Wagenstand bis Jänner 1945 auf 37 Triebwagen an. Die Stadt hatte das Glück erst in die Kämpfe der letzten Phase des Krieges involviert zu werden. Erst am 23. Jänner 1945 wurde Elbing von russischen Panzertruppen besetzt, welche eine intakte Infrastruktur vorfanden. Durch die danach einsetzenden Kampfhandlungen wurden weite Teile der Stadt zerstört. So auch Strecke und Fahrzeuge. Auch die Fahrzeughallen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Fahrzeughalle in der Szpitalna Straße wurde vernichtet und nach 1945 nicht wiederaufgebaut. Es steht seit damals nur noch der Betriebsbahnhof an der Browarna Straße in Verwendung. Die gesamte Innenstadt Elbings wurde im Zuge der Kampfhandlungen zerstört oder brannte in Folge von Brandstiftungen aus. Nach dem Krieg wurden die Ruinen nicht aufgebaut, sondern alle abgerissen. |
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Ein Triebwagen der umgeleiteten Linie 1 steht nach den Kampfhandlungen beschädigt in der Poststrasse. Das Gebäude an der rechten Seite ist die ehemalige Fabrik A. Neufeldt. |
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Durch die Hilfe der Warschauer Strassenbahn konnte am 6. Juni 1946 der Betrieb der Linie 1 auf der Strecke Alte Welt bis zum Bahnhof aufgenommen werden. Am 1. September 1946 wurde die Linie 2 wiedereröffnet, wobei die Linie bei der Haltestelle Teichhof begann, über Teile der alten Strecke der Linie 1 bis zum Friedrich-Wilhelm-Platz fuhr und von dort weiter zur Pädagogischen Hochschule führte. Als letzte Linie nahm die Linie 3 am 3. April 1947 den Betrieb auf.
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Der Fuhrpark umfasste bis Mitte der 1950er Jahre ausschließlich den deutschen Vorkriegsfuhrpark. Erst mit Lieferung polnischer Nachbauten deutscher Kriegsstras-senbahnwagen (KSW) der Type 5N und 5Nd konnten diese bis 1958 ersetzt werden. Diese Wagen hielten sich bis ins Jahr 1996, als man noch 27 Trieb- und 21 Beiwagen im Betriebsstand führte. Ab 1980 gelangten moderne Triebwagen der Type 805Na nach Elbing. Diese sind auch heute noch im Betrieb eingesetzt. In den 1990er Jahren wurde der städtische Strassenbahnbetrieb neu organisiert und als GmbH geführt. 1996 konnte man 19 Gelenktriebwagen (12 Zweirichtungs- und sieben Einrichtungswagen) aus Mainz erwerben. Dadurch konnten alle 5N und 5Nd – Wagen abgestellt werden. Durch die Verwendung von Fördergeldern der Europäischen Union konnten die bestehenden Strecken saniert und neue gebaut werden. 2005 eröffnete man die neuen Linien 4 und 5. Ein Jahr später konnte die Strecke in der Ogólna – Straße sowie eine Schleife an der Kreuzung mit der Frombark – Straße in Betrieb genommen werden. Steigende Fahrgastzahlen zeigen, dass der in Elbing eingeschlagene Weg richtig ist. Bis Ende 2008 wurden bereits sechs moderne Niederflurfahrzeuge der Type 121N des polnischen Herstellers PESA abgeliefert. Bis 2015 sollen 15 km an neuen Strecken gebaut und der Wagenpark erneuert werden. |
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Museumszug, gebildet aus Triebwagen 012 der Type N5 mit Beiwagen 154 der Type 5Nd, während einer Sonderfahrt auf dem Netz der Elbinger Strassenbahn |
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Netzplan der Strassenbahn in Elbing. Rote Linien (dünn) - eingleisige Strecken, Rote Linien (dick) - zweigleisige Strecken, Blaue Linien - geplante Neubaustrecken, Grüne Linien - eingestellte Strecken |
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Fuhrpark der Straßenbahn |
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Zu Beginn setzte man zweiachsige Triebwagen der Typen Brown-Broveri und Steinfurt ein. Diese standen dis nach dem Zweiten Weltkrieg im Einsatz. Sie wurde durch Wagen der Typen 2N2, 5N und Beiwagen der Type 5Nd ersetzt. Zur Zeit umfasst der Fuhrpark der Strassenbahn Züge der Typen 805Na polnischer Fertigung, DÜWAG-Gelenktriebwagen aus Mainz sowie Niederflurwagen der Type PESA 121N. |
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Type 5N und 5Nd | |||||||||||||||||||||||||
Die zweiachsigen Triebwagen der Type 5N sowie die dazugehörenden Beiwagen der Type 5Nd stellen eine modernisierte Version des Modells 2N (KSW) dar. Sie wurden in den Jahren 1957 (5N) bis 1962 (5N1) von der Firma Konstal aus Chorzów gebaut. Die Wagen haben zwei Motoren der Type LT 31 mit einer Leistung von je 60 kW. |
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Heutiger Museumszug aufgenommen in den 1960er Jahren im Gelände des Betriebsbahnhofs. |
Aus einen Triebwagen der Type 5N wurde der Arbeitstriebwagen 029 umgebaut. |
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Type 805Na | |||||||||||||||||||||||||
Die Triebwagen der Type 805Na wurden in den Jahren 1979 bis 1990 von der Wagonfabrik Konstal in Chorzów gebaut. Sie sind als vierachsige Großraumtriebwagen ausgeführt und erhielten in Elbing die Betriebsnummern 041 bis 061. |
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Triebwagen 048 fährt auf der Linie 1. |
Triebwagen 055 steht in der Werkstätte abgestellt. |
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Technische Daten: | |||||||||||||||||||||||||
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DÜWAG - Gelenktriebwagen | |||||||||||||||||||||||||
Im Jahr 1996 konnte Elbing gebrauchte Gelenktriebwagen aus Mainz günstig erwerben. Es waren dies sieben Einrichtungswagen der Wagonfabrik DÜWAG (Düsseldorf) und 12 Zweirichtungswagen der Wagonfabrik Westwaggon (Bremen). |
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Technische Daten der Einrichtungswagen: | |||||||||||||||||||||||||
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DÜWAG - Einrichtungswagen 238 auf der Linie 3. |
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Technische Daten der Zweirichtungswagen: | |||||||||||||||||||||||||
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DÜWAG-Zweirichtungswagen 230 der Linie 4 kreuzt Triebwagen 041 der Type 805Na der Linie 1. |
Neubaustrecken werden in Elbing so angelegt, dass die Strassenbahn einen eigenen Gleiskörper erhält. Triebwagen 234 auf der Linie 4. |
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Niederflurwagen Type 121N PESA | |||||||||||||||||||||||||
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Niederflurtriebwagen der Type 121N des polnischen Herstellers PESA auf einer Probefahrt in Elbing. |
Fahrerplatz des neuesten Strassenbahnfahrzeugs in Elbing. |
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Literatur |
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Web-Seiten |
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Bild – Quellen |
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Text & Bilder: Josef Trzionka Gestaltung: Martin Ortner September 2009 |
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