Strassenbahnsonderfahrt 2. März 2008 – Ein Rückblick

Berichterstattung Dipl.-Päd. Martin Ortner / Gestaltung Franz Straka

Am Sonntag, dem 2. März 2008 fand die 229. Sonderfahrt des Verbandes der Eisenbahnfreunde (VEF) statt. Es war dies eine Strassenbahnsonderfahrt auf den Spuren der Zubringerlinien zum Ernst Happel Stadion im Wiener Prater. Zum Einsatz gelangte am Vormittag ein Dreiwagenzug des VEF, bestehend aus dem Triebwagen 4134 ( Type M, Baujahr 1929, Wagonfabrik Simmering) sowie den Beiwagen 5376 und 5419 (Type m3 , Baujahr 1929, Grazer Wagonfabrik). Beim Triebwagen 4134 handelte es sich um jenen Triebwagen, welcher als letzter seiner Type am 22. Dezember 1978 als Verstärker auf der Linie D eingesetzt worden ist. Nach der Mittagspause kam der Triebwagen 4082 (Type M, Baujahr 1929, Wagonfabrik Lohner) des Wiener Strassenbahnmuseums in Erdberg hinzu. Nach dem Abkuppeln eines Beiwagens in der heutigen Endstelle Praterkai der Linie 21 (früher: Stadlauer Brücke), konnten zwei Zweiwagenzüge (4134 + 5376 sowie 4082 + 5419) gebildet werden. Es konnte dadurch an den Stadionstapel (Hintereinanderreihen von Zügen beim Abtransport der Stadionbesucher) vergangener Jahre erinnert werden, einer Besonderheit der Wiener Strassenbahn. Im Rahmen der Sonderfahrt konnten von den Teilnehmern bei den zahlreichen Fotohalten Züge der Linien A, Ak, B, Bk, 5, 5 (gestrichen), 11, 11 (gestrichen), 21 und 45 fotografiert werden. Die Abfahrt erfolgte, wie auch bei den letzten Sonderfahrten in der Schleife Gallgasse in Speising und führte uns über die Strecken 62 und 18 zum Südbahnhof, wo auch der erste Fotohalt stattfand.


Stadionverstärker der Linie A in der Schleife Südbahnhof

Stadionverstärker der Linie A vor der Staatsopern

Anschließend fuhren wir über die Strecke der Linie D zum Ring, vorbei an Schwarzen- bergplatz und der Staatsoper. Beim Parlament angelangt, bog unser Zug vom Ring in die Stadiongasse ein, um als Zug der Stadionlinie 45 nach Ottakring einzuziehen. Weiter ging die Fahrt durch die Josefstädter Straße und die Neulerchenfelder Straße zum Johann-Nepomuk-Berger-Platz.



Zug der Stadionlinie 45 in der Stadiongasse beim Parlament


Zug der Linie 45 beim Queren der Gleise der Linie 9 am Johann-Nepomuk-Berger-Platz
Dem Verlauf der Ottakringer Straße folgend, gelangten wir zum schönsten Teil der heutigen Schleife der Linie J, dem Abschnitt vor der Ottakringer Pfarrkirche sowie dem bekannten Stadtheurigen. Beide ergaben für unseren Sonderzug einen schönen Hintergrund. Nach dem Queren der Sandleitenengasse und einem kurzen Aufenthalt in der neuen Endstelle Ottakring-Erdbrustgasse der Linie J ging es retour über die Strecke der Linie J zum Ring.



Einziehender Zug der Linie 45 in Alt-Ottakring



Ein Zug der Linie 45 auf seiner Fahrt zum Stadion kurz vor dem Johann-Nepomuk-Berger-Platz

Über die Strecke Ring – Uraniastraße – Radetzkystraße - Radetzkyplatz und Franzensbrückengasse gelangte unser Zug zum Praterstern. Ab nun folgten wir dem Verlauf der heutigen Linie 21 über Ausstellungsstraße und Messeplatz zum Elderschplatz.



Zug der Linie 45 in der Ausstellungsstraße
kurz vor dem Elderschplatz


Zug der Linie 45 in der Engerthstraße bei Albrechtskaserne

Nach einem Fotohalt in der Engerthstraße vor dem markanten Gebäude der Albrechtskaserne ging es weiter zum Stadion. Die heutige Stadionschleife wurde bereits 1931 errichtet und ist die einzige Stelle im Wiener Strassenbahnnetz, wo man heute noch Oberleitungsmasten mit den einst so typischen gebogenen Auslegern finden kann.



Stadionschleife mit alten Oberleitungsmast


Zug der Linie A kurz vorm Elderschplatz

Auf dem Weg zurück zum Praterstern legten wir noch einige Fotohalte ein. Als Beispiel möchte ich hier jenen Halt in der Engerthstraße anführen. Die Mittagspause wurde in der Schleife der heutigen Messelinie 81 am Praterstern überbrückt. Als Überraschungsgast kam am Nachmittag der Triebwagen 4082 aus dem Wiener Strassenbahnmuseum angereist. Die Reise führte uns zurück zum Elderschplatz, wo der Solowagen 4082 als Verstärker auf der Linie 21 abgelichtet werden konnte.



Triebwagen der Linie 21 in der Haltestelle Elderschplatz



Kuppeln des Beiwagens in der Endstelle

In der ehemaligen Schleife Stadlauer Brücke (heute: Praterkai) wurde unser Dreiwagenzug geteilt, in dem der zweite Beiwagen an der Triebwagen 4082 angekuppelt wurde, wodurch nun zwei Zweiwagenzüge zur Verfügung standen. Zurück durch die Wehlistraße und ihren Gemeindebauten gelangten wir über das Stadion und die Engerthstraße zum Elderschplatz.



Züge der Linien A und Ak in der Endstelle Stadlauer Brücke



Schleifenfahrt Schleife Stadlauer Brücke

Nun ging es ein letztes Mal zur Stadionschleife. Hierbei konnten die beiden Züge hintereinander mit unterschiedlichen Besteckungen fotografiert werden, ganz so, als ob man in den 1960er und 1970er Jahren nach einem Spiel im Praterstadion auf die heimreisenden Fussballfans warten würde.




Züge der Linien A und Ak in der Haltestelle Elderschplatz


Züge der Linie 21 und A warten in der Stadionschleife auf ihre Abfahrt in Richtung Praterstern

Ein Leckerbissen war dabei die Nachstellung eines Stadionverstärkers der Linie 11, welche bis 1974 auf dieser Strecke fuhr. Nach einem Kupplungshalt bei der Stadlauer Brücke ging es retour zu unseren Ausgangspunkt.



Verstärkerzug der Linie 11 wartet auf Abfahrtserlaubnis in Richtung Floridsdorfer Brücke


Abschiedsparade zweier Züge der Linien Ak und A in der Endstelle Stadlauer Brücke


Ein Dreiwagenzug der Linie A durchfährt
die Schleife in der Endstelle Stadlauer Brücke


Ringstraße vor dem Parlament

Abschließend kann man hoffen, dass alle Teilnehmer der Sonderfahrt eine gute Fotoausbeute hatten, obwohl uns das Wetter nicht immer verwöhnte. Mein Dank gilt dem eingespielten Team des VEF Arbeitsgruppe Strassenbahn sowie den Mitarbeitern des Wiener Strassenbahnmuseums, welche uns einen abwechslungsreichen Tag bescherten. Da die Strecke Praterstern – Stadion Brücke mit der Eröffnung der U-Bahnlinie U2 zum Stadion am 10. Mai 2008 eingestellt wird, geht mit diesem Datum nicht nur der Stadionbetrieb mit den derzeitigen Verstärkerlinien O, 5, 21 und 43 und den Stadionlinien 29, 45 und 72 zu Ende, sondern auch ein weiters Kapitel der Strassenbahngeschichte Wiens – der Stapel – neigt sich dem Ende entgegen. Möchte man als Freund der Wiener Strassenbahn dieses Spektakel erleben, so gibt es nur mehr eine einzige Möglichkeit. Am Mittwoch, dem 26. März 2008, findet der (vermutlich) letzte Stadionverkehr mittels Strassenbahn statt. Da das Match ( am 26.03.2008 ist Österreich gegen Niederlande) ausverkauft sein wird, ist zu hoffen, dass noch einmal alle Linien – mit Ausnahme von 45 und 72 – eingesetzt werden. Kommen Sie hin und verabschieden wir ein weiteres Kapitel Wiener Strassenbahn-geschichte würdig, meint Martin Ortner, Chefredakteur des Onlinemagazin Strassenbahn-Europa.

Strassenbahnlinien im Stadionverkehr (Auszug)

Linie / Route / Einstellung
A, Ak Reichsbrücke – Ring – Kai – Ausstellungsstraße – Engerthstraße – Stadion / 1981
B, Bk Stadion – Engerthstraße – Ausstellungsstraße – Kai - Ring – Reichsbrücke / 1981
5 Bahnhof Rudolfsheim – Mariahilfer Straße – Linie 5 - Praterstern – Ausstellungsstraße
– Engerthstraße – Stadion / März 2008
11 Bhf. Floridsdorf bzw. Bhf. Brigittenau – Elderschplatz - Engerthstraße – Stadion /1973
45 Breitensee – Strecke Linie 10 und J bis Ring – Urania - Praterstraße – Praterstern (bis 1981)
bzw. Linie 10, J und 5 zum Praterstern (ab 1981)
– Ausstellungsstraße – Engerthstraße – Stadion / August 2006
Sollten Sie Interesse haben an Sonderfahrten, bitte wenden Sie sich an folgende Adresse:
VEF - Verband der Eisenbahnfreunde
Rent a Bim - Oldtimerstraßenbahnfahrten
Hetzendorfer Straße 188/3/5
A-1130 Wien
Tel. +43 (0)1 8921334
Fax +43 (0)1 8921334-88
http://www.sabor.co.at/vef/index.htm
E-Mail: info@rentabim.at
Dipl.-Päd Martin Ortner
Gestaltung: Franz Straka
März 2008