Ära Lohner |
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Von der Kutsche bis zur Motorisierung |
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Berichterstattung von Franz Straka |
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Heinrich Lohner Wagnermeister und Werksgründer Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
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1811 kam Heinrich Lohner aus Deutschland nach Wien und erwarb 1821 als Wagenmeister das Bürgerrecht. Sein Sohn Jakob Lohner ( 1821-1892 ) gründete die Firma Jakob Lohner & Co. Unter der Leitung von Ludwig Lohner ( 1858-1925 ) nahm er im Jahre 1896 den Automobilbau in Floridsdorf auf (heutige Bombardier Transportation). Das Jahr 1823 gilt alsGründungsjahr des Unternehmens, dass auf verschiedenartige Transportmitteln setzte. |
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Die Lohnerfabrik in der Donaufelderstraße, Anfang des 20. Jahrhundert Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Der Wagenmeister Heinrich Lohner und der Sattlermeister Ludwig Laurenzi erkannten folgende „Marktlücke“: Zu der Zeit um 1823 war es nicht möglich, Pferdekutschen in nur einem Unternehmen anfertigen zu lassen. Da dies sehr umständlich war gründeten die beiden Querdenker die Firma Laurenzi & Lohner im heutigen 9., Wiener Gemeindebezirk, Porzellangasse 2 ein Unternehmen wo alles im Hause produziert wurde. |
Anekdote : Zu diesem Zeitpunkt mussten die Lehrlinge ihr Mittagsessen im Stehen einnehmen. Deswegen gab es immer wieder einiges Murren in ihrem Kreis. Nicht zuletzt deshalb nahm Heinrich Lohner eine Anzahl seiner Neffen – zum Teil aus seiner Heimatstadt Mayen an der Mosel – als Gesellen auf. Die Familienangehörigen waren leichter zu bändigen! Trotzdem schaffte er schließlich die (Un)Sitte des stehenden Mittagessens ab.“ |
Das Haus der Lohnerwerke in der Porzellangasse 2 im 9. Wiener Gemeindebezirk |
1863 verstarb Laurenzi und die Firma wird in „Jakob lohner & Co“ umbenannt (Heinrich Lohner Sohn). Die Wagenfabrik in Wien 9., Porzellangasse/Servittengasse leiteten die Brüder Jakob und Franz Lohner. Die Pferdekutschen konnten nun von der Planung bis zur fertigen Kutsche in dieser Werkstatt gefertigt und von dem Standort aus ausgeliefert werden. |
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Ein Modell aus der Reihe der "Lohner -Porsche" Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Der Lohner- Benziner Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Bei Ausstellungen in Paris, London, Rom, Moskau und anderen Orten erhielt die Firma sehr viel Ruhm für die gute Qualität. Dadurch waren Auslandsgeschäfte in allen Teilen der Welt die Folge. Das erste grosse Jubiläum gab es anlässlich des 10.000 Wagens im Jahre 1873 . Da die Räumlichkeiten in dem Werk zu klein wurden, dachte man nach zu Expantieren. Man suchte ein Grundstück in der Grösse von 38.000 m². Man fand ein Grundstück im damaligen Vorort von Wien „Neuleopoldau“ (heute „Donaufeld“) das man erwarb. Von 1876-1878 entstand auf dem Arial eine neue Wagenfabrik. |
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Lohner-Bus Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Lohner-Bus Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Hier entstanden folgende Gebäude: |
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Ein Gebäude mit der Radfabrikationen auf mechanischen Wege, ei Sägewerk mit Vollgattersäge sowie eine mechanische Holzbiegerei. Das zweite Gebäude beinhaltete eine Schmiede mit Gebläse inkl. 24 Schmiedefeuern und zwei Dampfhämmern. Weiters eine Schlosserei, Gießerei (Kupolöfen für Grau und Gelbguß und ein Maschinenhaus mit zwei Dampfmaschinen. Die Dampfmaschinen dienten zum Antrieb von rund 90 - 100 Werkzeugmaschinen über eine sogenannte Transmission. |
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Ferdinand Porsche am Steuer und Ing Ludwig Lohner am Beifahrersaitz. Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Im Jahre 1887 wurde die Leitung der Firma auf den Sohn Jakob Lohner (Vater Ing. Ludwig Lohner) übertragen. Der neue Name der Firma lautete: „Jakob Lohner & Co“. Im Jahre 1890 war ein Jubiläumsjahr der Firma, da der 20.000ste Wagen ausgeliefert wurde. Der Betrieb erhielt 1892 die Auszeichnung (Prädikat) „k.u.k Hofwagenfabrik“, wodurch der Betrieb wirtschaftlich aufgewertet wurde. Durch den Umbruch der Fahrzeugwelt und der Motorisierung verzeichnete die Firma in den Jahren 1896-1898 Auftragsrückgänge. Der Automobilmarkt steckte noch in den Kinderschuhen und Ludwig Lohner erinnerte sich an die Wurzeln des Betriebes. |
Ludwig Lohner erwarb in Frankreich ein Automobil der Marke „Peugeot“ mit einem 4 PS-Zweizylinder-V-Motor mit einer Glührohrzündung und Gubernallenkung.
In der österreichisch-ungarischen Monarchie gab es nur (!) 4 Fahrzeuge dieses Typs, wobei Lohner das 1. Fahrzeug in Wien besaß. Ludwig Lohner war so fasziniert und kam zu dem endgültigen Entschluss, Automobile zu bauen.
Neben Diesel und Benzinmotoren beschäftigte sich die Firma auch mit Elektromobilen. Der bis dato unbekannte Ing. Ferdinand Porsche nahm bei Lohner maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung. Das Ergebnis ließ sich sehen, denn zwischen 1900-1906 wurde der „Lohner-Porsche“ in
verschiedenen Versionen gebaut. Ein Rechtsstreit um das Patent und hohe Entwicklungskosten waren die folge der Trennung zwischen Lohner & Porsche. Porsche verließ das Unternehmen und übernahm den Dienstposten bei Austro-Daimler in Wiener Neustadt als technischer Direktor und Chefkonstrukteur. Nicht nur Kutschen und Automobile fertigte die Firma Lohner. Ein weiteres Aufgaben Gebiet waren Busse, Karosserien und Anhänger. Lohner machte einen ersten Schritt in der Entwicklung, und fertigte den ersten Oberleitungsbus mit dem Namen „Lohner-Stoll-O-Bus“, benannt nach dem Konstrukteur Stoll. Mit diesem O-Bus wurden Linien in Niederösterreich, Böhmen, Schweiz, Deutschland, Ungarn, Frankreich und Algerien betrieben. Die Firma Lohner fertigte ebenfalls für die Firmen Gräf & Stift und Steyr die Karosserie, da diese Firmen zu damalige Zeiten keine Karosseriefertigung für die Personenwagen hatten. Lohner wollte nicht die Formen des Karosseriebaus an die Kutschen anlehnen, sonder eine eigene Linie schaffen. |
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Firmenzeichen der Firma Lohner Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Anekdote : Im Jahre 1903 kam es in der Floridsdorfer Lohnerfabrik zu einem Vorfall, der einzigartig bleiben sollte und deshalb passieren konnte, weil es damals noch keine Kennzeichen gegeben hat. Ein Mann brachte seinen Wagen zur Reparatur und erklärte, dass er nach einen Akkumulator besorgen müsste und er dann die Einzelheiten der Reparatur besprechen wollte. Er ging und kam nie wieder. Sein Auto stand noch bis 1937 am Firmengelände. |
1909 begann Ing. Ludwig Lohner sich für den Flugzeugbau zu Interessieren und fertigte einen Rodel-Gleitflieger. 1910 fertigten die Lohnerwerke den ersten motorisch angetriebenen „Lohner-Pfeilflieger“. Lohner fertigte bis zum 1. Weltkrieg ca. 600 Stück Flieger, leider wurde der Flugzeugbau in Österreich untersagt, da nach dem Ende des 1. Weltkrieges durch den Friedensvertrag von St. German Entwicklung und Weiterbau Verboten wurde. |
"Pfeilflieger" Lohner I aus dem Jahre 1910 Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Lohner musste sich auf seine Wurzeln besinnen und fertigte wieder Omnibusse und Nutzfahrzeuge. Dies war zu damaligen Zeiten der einzige Produktionszweig der Firma. Ebenso wurde 1919 der Firmenname in „Lohnerwerke GesmbH“ geändert. Anfang 1922 musste Lohner seinen Mitarbeiterstand dramatisch auf 269 Arbeitern und 37 Angestellten Reduzieren und im darauf vollgenden Jahr noch einmal 176 Arbeiter und 24 Angestellte entlassen. Die folgende Zeit waren schwere Jahre für die Fabrik, da es bergauf und bergab ging. Erst im Jahre 1926 stabilisierte sich die Lage durch den Auftrag der Wiener Straßenbahn komplette Straßenbahnwaggons zu fertigen. Dies hatte den Erfolg, dass im Jahr 1928 ein Rekordumsatz erzielt werden konnte. 1930 gab es erneut einen Personalabbau, da die Wirtschaftslage schlechter wurde. Im Jahre 1934 waren nur mehr 24 Arbeiter und 6 Angestellte beschäftigt und darauf wurde das Werk geschlossen. |
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TW 268 der Grazer Straßenbahn GVB, aufgenommen am 24.März 2007, Baujahr 1964 (gebaut von SGP/Graz, baugleich mit den Lohnerwagen der Nummerngruppe 261 - 265) |
Am 2. Mai 1938 wurde das Werk erneuert in Betrieb genommen und erste Auftrag lautete die Generalreperatur von 7 Straßenbahnwagen. In der Zeit von 1938 - 1945 war das Aufgabengebiet des Werkes der Bau von Nutzfahrzeugen, Karosseriebau sowie Aufträge für das Militär. Weiters wurden Waggons und Anhänger gefertigt. Die Beschäftigungs-zahlen stiegen 1942 wieder auf über 500 Personen an. Bombenangriffe am 26. Juni 1944 und am 28. Februar 1945 richteten enormen Schaden an. Unter schwierigen Umständen gelang es den Söhnen von Ludwig Lohner (Max und Richard) das Werk wieder Aufzubauen. 1948 wurde zunächst mit dem Bau von Karosserien begonnen, weiters folgten die ersten |
Straßenbahnwaggons in Ganzstahlbauweise.
Sowie Aufträge über 4-achsige Großraum Straßenbahntriebwagen inklusive Beiwagen. 1949 wurde die Produktpalette mit der Produktion des Legendären Lohner Motorroller L 125 erweitert und kurz darauf folgte der Sissy Roller und das Modell L 98. Ende der 50er Jahre wurde der 6-achsige Gelenktriebwagen in Leichtstahlbauweise „Emil“ produziert und am 6. Juli 1959 an die Wiener Verkehrsbetriebe ausgeliefert. |
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TW 4401 der Type "E" der WVB, aufge--nommen am letzten Betriebstag der Type am 25.Oktober 2007, Museumswagen des Straßenbahnmuseums in Erdberg, Baujahr 1959. |
TW 79 der Linzer Verkehrsbetriebe ESG, aufgenommen am 09.Dezember 2005, Baujahr 1977 |
Aus diesem Anlass wurde eine Gedenktafel an der Prüfhalle montiert, die an diesen historischen Tag erinnert. Nach der guten Zusammenarbeit mit der Firma Rotax-Motorenwerke übernahm Lohner die Firma. 1959 durch die Übernahme der Motorenwerke lieferte Lohner, Rotax – Motoren an die kanadische Firma Bombardier Limited für die Schneefahrzeuge (Ski Doos). |
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Die Ski-Doos wurden auch kurze Zeit in Wien produziert. Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier |
Farbfoto eines Lohner Ski-Doos in der alten Fabrik von Bombardier auf der Donaufelderstrasse. Foto: Franz Straka |
Ab dem Jahre 1960 wurde die Auftragslage schlechter und die Firma fertigte im Auftrag von anderen Firmen (Lohnarbeit). In den laufenden Jahren wurden folgende Produkte gefertigt: |
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1962 Garagentore |
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In eigener Sache |
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Wie uns seitens der Familie Lohner mitgeteilt wurde, ist der Industrielle i. R. Dipl. Ing. Thomas Lohner im 79. Lebensjahr am Freitag den 16. November 2007 verstorben. Herr Dipl. Ing. Lohner leitete bis in das Jahr 1970 die Lohnerwerke. Zu beginn des Jahres 1970 (150 Jahre Geschichte der Lohnerwerke) leitete er die Verhandlungen bezüglich Verkauf an die Firma Bombardier. |
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Museums Tipp: |
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Motorrad Museum |
Bezirksmuseum des 21. Wiener Gemeinde Bezirks |
Buch Tipp: |
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Lohner zu Land zu Wasser und in der Luft, Die Geschichte eines industriellen Familienunternehmens von 1823 - 1970, Autor Erwin Steinböck, Verlag H. Weishaupt / Graz 1996 | |
Lohner Automobile, Autor Wilhelm Lohner, Verlag H. Weishaupt / Graz 1989 | |
Roller & Mopeds, Autor Friedrich F. Ehn, Edition Ehn | |
Aus der Broschüre: 175 Jahre Standort Wien / 1970-2000, 30 Jahre bei Bombardier, Medieninhaber und Herausgeber Bombardier-Wien Schienenfahrzeuge AG, 2. Auflage | |
Franz Straka Dezember 2007 |
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